Simon Rattle: Das SZ-Benefizkonzert in der Isarphilharmonie Konzerteinführung

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Am 26. November 2021 war München ein Schauplatz für höchsten Musikgenuss: In der Isarphilharmonie dirigierte Sir Simon Rattle das BR-Symphonieorchester anlässlich des SZ-Benefizkonzertes.

Für höchsten Musikgenuss: Sir Simon Rattle schwang den Taktstock

Wer sich für die Verbindung aus klassischer Musik und modernen Elementen, für modern angelegte Variationen alter Komponisten und für höchsten Musikgenuss interessiert, ist bei Sir Simon Rattle an der richtigen Adresse.

Der Dirigent, der mit den Berliner Philharmonikern eine neue Ära einleitete, gab sich am 26. November 2021 um 20:00 Uhr in der Isarphilharmonie in München die Ehre. Zuvor fand um 18:45 Uhr die Konzerteinführung statt.

450 Zuhörer konnten gezählt werden, sie alle hörten begeistert der neunten und damit letzten vollendeten Symphonie von Gustav Mahler zu. Mahler zieht sich wie ein roter Faden durch Rattles Biografie, denn schon bei seinem Amtsantritt als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker wurde die fünfte Symphonie Mahlers gespielt. Die sechste folgte dann, als Sir Simon Rattle seinen Abschied gab.

Nun dirigierte er vor 450 Zuschauern in München. Wobei es eigentlich viel mehr Zuhörer sein sollten, denn eigentlich ist der Konzertsaal für 1.800 Menschen ausgelegt. Doch Corona machte allen Musikfreunden einen Strich durch die Rechnung und so durfte nur die genannte Anzahl an Zuhörern eingelassen werden. Die zuvor verkauften Karten wurden wieder storniert, nur noch 450 konnten verkauft werden.

Musikgenuss mit Einschränkungen (Video)

Es ist eine Seite, Musik nur zu hören. Eine ganz andere ist es, sie wirklich zu erleben! Das war nur den Menschen vergönnt, die in den Saal der Isarphilharmonie durften. Die übrigen mussten der Musik per Live-Stream frönen, was nicht zu vergleichen ist. Zudem war die eingeschränkte Anzahl verkaufter Karten durchaus ein Grund zum Ärgern, denn die Erlöse sollten eigentlich dem Projekt „Musik für alle Kinder“ zugutekommen.

Dieses Projekt sorgt sich um sozial schwache Familien, deren Kinder den Zugang zum Musikunterricht sowie zum Erlernen eines Instruments erhalten sollen. Das SZ-Benefizkonzert fand anlässlich des SZ-Adventskalenders statt – nun wird um Spenden für das Projekt gebeten, um die mangelnden Erlöse zumindest teilweise ausgleichen zu können.

Video: BRSO: Happy Birthday Sir Simon Rattle!

Rattle kämpft für den Konzertsaal

Sir Simon Rattle hat schon viele gute Dinge bewegen können. Eines davon war die bessere Bezahlung der Berliner Philharmoniker: Eine entsprechende Gehaltserhöhung wurde dank intensiver Verhandlungen Rattles mit Sponsoren und Politikern durchgesetzt.

Doch Sir Simon Rattle kämpft nicht nur für eine angemessene Bezahlung seiner Musiker im Orchester, sondern auch für den Konzertsaal, in dem er auftreten soll, selbst. Nach dem Abschied 2017 ging Rattle wieder nach London zurück und übernahm dort das London Symphony Orchestra. Er setzte sich sehr für einen neuen Konzertsaal ein, doch die pandemische Lage leerte die Kassen. Der Neubau des Saals wurde vorerst auf Eis gelegt.

Auch in München möchte Sir Simon Rattle für einen neuen Konzertsaal kämpfen, dieser soll im Werksviertel am Ostbahnhof entstehen. Hier wiederum möchte Rattle das BR-Symphonieorchester unterbringen, dem er ab 2023 als Chefdirigent vorstehen wird. Doch auch die Bayern dürften sich in der nahen Zukunft mit derartigen Großinvestitionen schwertun.

Sir Simon Rattle setzt Zeichen

Rattle ist nicht unbedingt der große Freund aller Traditionalisten, die sich im Konzertsaal Brahms und Beethoven hingeben wollen. Vielmehr setzt er auf die „Neue Musik“, einen Begriff, den er selbst geprägt hat. Der suchte einst den Jazz und verband entsprechende Elemente mit der klassischen Musik. Außerdem schloss er sich mit dem Trompeter Wynton Marsalis zusammen und startete ein Tanzprojekt. An diesem nahmen rund 170 Schüler teil. Daran schloss sich „Rhythm is it!“ an, ein weiteres Projekt, bei dem 239 Jugendliche zu Igor Strawinskys „Sacre du printemps“ im Jahr 2004 tanzten.

Bald danach wurde „Education“ ein regulärer Bestandteil in den Programmen der Orchester. Und hier schließt sich der Kreis zum BR-Symphonieorchester, denn dort möchte man die Bildungsarbeit ausbauen, nachdem Sir Simon Rattle 2023 regelmäßig vor Ort sein wird.

Für viele jüngere Dirigenten ist das, was Rattle erschaffen hat, heute selbstverständlich. Sie suchen nicht mehr zwingend die Zustimmung der Traditionalisten, sondern wollen Musik eine neue Plattform und vor allem ein neues Gewand geben. Die Verbindung verschiedener Musikstile und Einflüsse wird maßgeblich dafür sein, ob auch in Zukunft Konzertbesuchernachwuchs zu erreichen ist.

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